Wie können sich nun die im vorhergehenden Abschnitt genannten typischen (Persönlichkeits-)Eigenschaften hochsensibler Menschen (HSM) in der aktuellen Lage/Krise auswirken? Beleuchten wir einige der typischen Aspekte (ohne den Anspruch auf Vollständigkeit).
Der Aspekt eines ausgeprägten Sicherheitsbedürfnisses/der geringen Risikobereitschaft: Einerseits könnte das hohe persönliche Sicherheitsbedürfnis dazu führen, dass HSM sich aufgrund einer ausgeprägten Ansteckungsangst so weit wie möglich zurückziehen oder gar nach außen hin abschotten. Andererseits besteht ebenso die Möglichkeit, dass sie weniger die persönliche als vielmehr die allgemeine Sicherheit bzw. die Wiederherstellung derselben im Fokus ihrer Wahrnehmung haben und sie sich somit stark für die Einhaltung der diversen Maßnahmen einsetzen.
Der Aspekt einer ausgeprägten Fähigkeit des Zuhörens: HSM sind in der Regel sehr gute Zuhörer. Die Erfahrung zeigt, dass sich viele Menschen hochsensiblen Zuhörern recht schnell offenbaren. Die momentane besondere Situation führt zu einer deutlichen Einschränkung der persönlichen sozialen Kontaktmöglichkeiten und Treffen, was in vielen Fällen den Umstieg auf andere Kontaktmöglichkeiten bedeutet, z.B. auf Telefonate oder vielfach auch auf Videokommunikation. Gerade in dieser sorgenbelasteten Zeit ist die Fähigkeit des Zuhörens gefragt, so dass HSM hier einen effektiven Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Krisensituation leisten können.
Der Aspekt einer ausgeprägten Fähigkeit zur Empathie: Typisch für HSM ist ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen in andere Menschen. Dies wird in der Regel nicht bewusst angestrebt, sondern geschieht praktisch automatisch. Gerade in der momentanen Krise fühlen sich HSM schnell in die Sorgen und Bedürfnisse ihrer Mitmenschen ein, auch dann, wenn diese Sorgen und Bedürfnisse aufgrund der aktuellen Kontaktminimierung in der Regel über digitale Medien erfolgt. Der Aspekt der Empathie geht Hand in Hand mit dem zuvor genannten Aspekt des Zuhörens. Beide ergänzen sich.