Eine typische – bei geschätzt 70 % der hochsensiblen Menschen auftretende Eigenschaft ist die Introversion. C.G. Jung, Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker und nach eigener Aussage selbst aus einer Familie hoch empfindsamer Menschen stammend, ging davon aus, dass jeder Mensch von Geburt an mit einem bestimmten Temperament ausgestattet ist, das zwischen den beiden Extremen „Sehr introvertiert“ und „sehr extrovertiert“ liegt. Der einzelne Mensch orientiere sich mehr in die eine als in die andere Richtung. Der Grad der Introvertiertheit oder Extrovertiert sei angeboren, somit natürlich und zu dem jeweiligen Menschen passend. Nach Jung ist es grundsätzlich möglich, sich auch in die andere Temperamentsrichtung zu orientieren, was jedoch mehr Energie verbrauche.
Sowohl Introversion als auch Extraversion haben sowohl Vorteile als auch Nachteile. Die typischen Unterschiede zwischen introvertierten und extrovertierten Menschen zeigen sich besonders in drei Bereichen: 1. Die Art der Energiegewinnung bzw. die Verhaltensweisen und Unternehmungen, bei denen man den Eindruck hat, für sich selbst Energie zu gewinnen. Extraversion: Energiegewinnung eher durch vielfältige Unternehmungen. Introversion: Energiegewinnung eher durch ruhige Umgebung und Entspannung. 2. Die Reaktionen auf äußere und innere Reize physikalischer, zwischenmenschlicher und emotionaler Natur. Introvertierte Menschen fühlen sich durch viele und länger andauernde Reize schneller ausgelaugt und erschöpft, extravertierte Menschen fühlen sich durch vielfältige Reize eher positiv stimuliert. Ein weiterer Aspekt der Unterschiedlichkeit zeigt sich im Umgang mit Lernen, Wissen und Erfahrungen. Tendenziell scheinen extravertierte Menschen eher in die Weite zu gehen, also gerne in kürzerer Zeit viele verschiedene Erfahrungen zu machen, während introvertierte Menschen eher den Dingen auf den Grund gehen möchten, somit eher in die Tiefe. Ein weiterer interessanter Faktor ist der gesellschaftliche, kulturell bedingte Umgang mit den Eigenschaften Introversion und Extraversion.
