(openPR) Es gibt Begegnungen, die nicht nur beeindrucken, sondern nachhaltig verändern. Mein Treffen mit Erich Schützendorf, einem der führenden Denker im Umgang mit Demenz und Pflege, war genauso ein Moment. Als renommierter Diplom-Pädagoge und Autor prägt er seit Jahrzehnten die Diskussion über das Altern, die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und die Herausforderungen pflegender Angehöriger.
Seine Bücher, darunter „In Ruhe verrückt werden dürfen“ und „Anderland entdecken, erleben, begreifen“, sind nicht nur fachliche Meilensteine, sondern Appelle für einen menschenwürdigen Umgang mit Demenz. Sie inspirieren, anders zu denken und sich der Verantwortung zu stellen, die Pflege in unserer alternden Gesellschaft mit sich bringt.
In einer Gesellschaft, in der die Zahl der älteren Menschen stetig wächst, ist das Thema Demenz längst kein Randproblem mehr. Es ist eine Herausforderung, die uns alle angeht – sei es durch unsere Angehörigen, Kolleg*innen oder möglicherweise uns selbst. Doch die Frage ist nicht, ob wir betroffen sein werden, sondern wie wir mit dieser Realität umgehen wollen.
Pflegende Angehörige tragen einen Großteil dieser Verantwortung. Sie jonglieren zwischen beruflichen Verpflichtungen, familiären Anforderungen und der Fürsorge für ihre Liebsten. Dabei stoßen sie oft an ihre Grenzen – körperlich, emotional und finanziell.
Doch Pflege ist keine rein private Angelegenheit. Sie ist eine gesellschaftliche Herausforderung, die Anerkennung, Unterstützung und Entlastung erfordert.
Wir müssen Pflege neu denken – nicht als reine Versorgungstätigkeit, sondern als menschliches und gesellschaftspolitisches Thema. Menschen mit Demenz verdienen Würde und Verständnis. Ebenso verdienen pflegende Angehörige und professionelle Pflegekräfte Wertschätzung und faire Bedingungen.
Erich Schützendorf betonte in unserem Gespräch, dass der Umgang mit Demenz nicht die Krankheit selbst, sondern unsere Reaktion darauf in den Mittelpunkt stellen sollte. Demenz ist keine Katastrophe. Die eigentliche Tragödie entsteht durch Ausgrenzung, Isolation und das Unverständnis unserer Gesellschaft.
Besonders Unternehmen haben eine zentrale Rolle in diesem Wandel. Immer mehr Erwerbstätige übernehmen Pflegeverantwortung – eine doppelte Belastung, die Unterstützung erfordert. Arbeitgeber können und müssen handeln:
Flexibilität bieten: Mit Homeoffice, angepassten Arbeitszeiten und einer offenen Unternehmenskultur können Unternehmen ihren Mitarbeitenden den Rücken stärken.Pflegefreundliche Strukturen schaffen: Betriebliche Pflegeberatung, Netzwerke und gezielte Unterstützungsmöglichkeiten sind Investitionen in die Zukunft.
Ein Unternehmen, das auf die Bedürfnisse seiner Mitarbeitenden eingeht, sichert nicht nur deren Gesundheit und Produktivität, sondern auch seine eigene Wettbewerbsfähigkeit.
Was wir brauchen, ist eine starke Lobby für pflegende Angehörige, professionelle Pflegekräfte und Menschen mit Demenz. Diese Lobby muss dafür eintreten, dass Pflege nicht länger als Bürde betrachtet wird, sondern als zentraler Bestandteil unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Die Pflege unserer Liebsten und der Umgang mit Demenz sind Herausforderungen, die nicht auf morgen verschoben werden können. Es ist an der Zeit, Strukturen zu schaffen, die Pflege menschlich, fair und nachhaltig machen.
Eine menschenwürdige Pflege ist kein Luxus. Sie ist ein Recht. Und sie ist die Grundlage einer solidarischen Gesellschaft.
Erich Schützendorf hat an diesem Tag eine klare Botschaft hinterlassen: Die Zukunft der Pflege liegt in unseren Händen. Es ist unsere Aufgabe – als Gesellschaft, als Unternehmen und als Individuen –, den Weg zu einer Kultur des Verständnisses, der Wertschätzung und der Menschlichkeit zu ebnen.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege darf kein Traum bleiben. Es ist machbar, wenn wir gemeinsam handeln. Lassen wir uns von Menschen wie Erich Schützendorf inspirieren und machen Pflege zu dem, was sie sein sollte: eine Aufgabe, die unser Miteinander stärkt und unsere Werte bewahrt.