(openPR) 2019 wurde der Berliner Stadtteil Treptow-Köpenick von einem Stromausfall erfasst. 31 Stunden dauerte der Blackout und versetzte die Anwohner in Aufruhr. Die Ursache – zwei bei Bauarbeiten durchbohrte 11Netz aus Sicherheitslösungen0-KV-Kabel. Der Blackout offenbarte die Verwundbarkeit der digitalen Krisenkommunikation und -bewältigung während eines flächendeckenden Stromausfalls. Ausfälle wie dieser benötigen ein intaktes, autarkes und integriertes Sicherheitssystem, in dem unterschiedliche Lösungen zur Krisenkommunikation zwischen Beteiligten, Akteuren und der Bevölkerung aufeinander abgestimmt sind. Das Verbundprojekt Krisenkommunikation im Landkreis Meißen (KriKom-LK-MEI) greift diese Zielstellung auf.
„Ein Teilaspekt des Projektes ist es, Krisen- und Katastrophenstäbe miteinander zu vernetzen. Aktuell herrscht ein Flickenteppich an Systemen und keine einheitliche, gut funktionierende Lösung zur Kommunikation. Ganz besonders zwischen (Krisen-)Stäben der Gefahrenabwehr, Verwaltung und kritischen Infrastrukturen (KRITIS)“, erzählt Thomas Müller. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei KriKom und studierte bereits Sicherheit und Gefahrenabwehr an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Mit dem Projekt soll demonstriert werden, dass verschiedene Lösungen aus der Sicherheitsforschung umgesetzt werden müssen, damit am Ende auch bei Ausfall der Energieversorgung die Kommunikation zwischen Krisenstäben erhalten bleibt. Beispielsweise das Konzept TankNotStrom, mit dem die Energie- und Kraftstoffversorgung von Tankstellen und Notstromaggregaten bei Stromausfallsetzung gewährleistet werde, so Müller.
Während Feuerwehr, Rettungsdienste, der Katastrophenschutz und die Polizei als Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) über das Funknetz des Digitalfunks BOS, das auf dem internationalen TETRA-Standard basiert kommunizieren, sind KRITIS, wie Energie- und Wasserversorgung, der Verkehr, aber auch die medizinische Versorgung, nicht an dieses System angebunden. Dies ist nicht für alle zugänglich, da das Netz besonders für die Anforderungen der BOS zugeschnitten ist. So sind beispielsweise Gruppengespräche zwischen Akteuren oder die verschlüsselte Übertragung und damit erhöhten Sicherheit von sensiblen Informationen möglich. Im Krisen- und Katastrophenfall werden in KRITIS-Einrichtungen aber ebenfalls Krisenstäbe gebildet, die erreicht werden müssen. Mittels Literaturrecherche, Umfragen und Sichtung von Einsatztagebüchern aus früheren Einsätzen, ermitteln Müller und sein Kollege Jakob Reitmeier Kriterien und Bedarfe an das System. Die Maßnahmen müssen ausfallsicher und autark funktionieren können und an die Bedürfnisse der Krisenstäbe angepasst sein. Zusätzlich begleiten Müller und Reitmeier wissenschaftlich einen anstehenden Feldtest. Dabei wird ein Blackout im Landkreis Meißen simuliert, welcher weitere Aufschlüsse in der Kommunikation liefern und einen ersten Anwendungsfall validieren soll.
Das Projekt KriKom steht noch am Anfang, hat aber eine klare Vision: „Wir wollen zeigen, wie ein ausfallgeschütztes Kommunikationssystem auf Basis bestehender Sicherheitsforschungsergebnisse umgesetzt werden kann: Sind die gewohnten Kommunikationskanäle nicht mehr vorhanden, soll dennoch Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen Akteuren und der Bevölkerung möglich sein. Multifunktionale Sirenen warnen akustisch mit Tönen und visuell mit Licht, Notfallinformationspunkte als Anlaufstellen dienen zum Austausch und Mitteilungen von Informationen und Bedarfen für die Bevölkerung“, resümiert Reitmeier. Ein Kommunikationssystem im Landkreis Meißen, das bestenfalls Ordnung und Struktur in die nächste Krise bringen kann. (Text: Leonie Deubig)
Laufzeit: Oktober 2023 bis September 2027 Projektpartner: - Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit - Landkreis Meißen – Amt für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungswesen - KomRe AG - snafu Gesellschaft für interaktive Netzwerke mbH - Hörmann Warnsysteme GmbH - Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering gGmbH Gesamtsumme der Förderung: 5,6 Mio. €, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)