(openPR) Zum dritten Mal – nach ICILS 2013 und ICILS 2018 – werden die digitalen Kompetenzen von Achtklässler*innen sowie die Rahmenbedingungen des Kompetenzwettbewerbs in Deutschland im internationalen Vergleich untersucht und Informationen zum schulischen Lehren und Lernen mit digitalen Medien erhoben. Das nationale Forschungszentrum der Studie 2023 liegt, wie schon für ICILS 2018, an der Universität Paderborn. Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit vier Millionen Euro gefördert und von der Europäischen Kommission kofinanziert. In Deutschland beteiligen sich an der Studie 230 zufällig und repräsentativ ausgewählte Schulen der Sekundarstufe I aus allen 16 Bundesländern. In jeder dieser Schulen wurden nach einem internationalen Stichprobenplan zufällig eine Klasse der achten Jahrgangsstufe sowie in der Regel 15 Lehrpersonen, die jeweilige Schulleitung und die Person, die für IT-Koordination der Schule verantwortlich ist, befragt.
Im Fokus der Studie stehen die digitalen Kompetenzen der Schüler*innen, die in zwei Testdomänen erfasst werden. Prof. Dr. Birgit Eickelmann, wissenschaftliche Leitung der ICILS 2023 für Deutschland und Leiterin der Arbeitsgruppe Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Paderborn, erklärt: „Dank der aktuellen Ergebnisse können die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schüler*innen in Deutschland erstmalig in einem Trend über zehn Jahre hinweg dargestellt werden. Hier zeigt sich für Deutschland, dass mit 502 Punkten im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen diese in einem vergleichsweise schwachen Staatenfeld zwar über dem internationalen Mittelwert (476 Punkte) liegen; die mittleren Kompetenzen im Vergleich zu ICILS 2013 und ICILS 2018 jedoch deutlich rückläufig sind. Eickelmann ordnet ein: „Wir sehen bei dem Blick auf die Verteilung auf die fünf erfassten Kompetenzstufen, dass nunmehr mehr als 40 Prozent der Achtklässler*innen nur die unteren beiden Kompetenzstufen erreichen. An den nicht gymnasialen Schulformen liegt dieser Anteil sogar bei mehr als 55 Prozent. Insgesamt sind es vor allem die nichtgymnasialen Schulformen, die in den nächsten Jahren noch viel stärker unterstützt werden müssen. Dabei kommt neben Maßnahmen auf der Systemebene und auf der Schulebene vor allem der gezielteren, kontinuierlichen und zeitgemäßen Lehrerfortbildung sowie der Stärkung der Schulleitungen als ,Digital Learning Leaders‘ eine besondere Rolle zu.“
„Lange Zeit überwog die Skepsis gegenüber dem Digitalen in der Bildung“, erklärt Eickelmann. „Doch in den vergangenen Jahren haben digitalisierungsbezogene Innovationen Rückenwind bekommen“, fährt sie fort. Aus der ICILS-2023-Studie geht gleichwohl hervor, dass es weiterhin dringende Entwicklungsbedarfe gibt. Für Deutschland zeigen die nun vorgelegten Ergebnisse, dass sich die technologische Ausstattung in den Schulen in Deutschland deutlich weiterentwickelt hat, wenngleich nun Maßnahmen zur Modernisierung eingefordert werden. Im internationalen Vergleich ist jedoch auch eine gewisse Dringlichkeit ersichtlich, neuere Technologien, wie z. B. adaptive Lernsysteme zur Unterstützung von Lernprozessen auszuweiten. Weiterhin zeigt die Studie, dass für 70 Prozent der Lehrkräfte das Unterrichten mit digitalen Medien selbstverständlich geworden ist. Dieser Anteil ist in den vergangenen fünf Jahren erheblich gestiegen und verdeutlicht die Entwicklung hin zu einer Normalität des Digitalen im Lehrer*innenalltag. Jedoch erreichen die Entwicklungen und Maßnahmen der letzten Jahre längst nicht alle Schüler*innen: So geben beispielsweise nur 25 Prozent der Achtklässler*innen an, dass sie täglich digitale Medien in der Schule für schulische Aufgaben nutzen. Dieses Ergebnis steht im klaren Gegensatz zu den Wünschen und Erwartungshaltungen der Schüler*innen. Eickelmann: „Im Rahmen der Studie bringen 90 Prozent der Schüler*innen ihre hohe Motivation am Lernen mit digitalen Medien zum Ausdruck. Zukünftig gilt es also, schüler*innenorientierte, lernförderliche und sinnstiftende Lernarrangements zu entwickeln. Hierbei wird es auch darum gehen, die Potenziale digitaler Medien vor dem Hintergrund der Möglichkeiten von KI in der Schule fördern.“
An ein Ergebnis wird die Universität Paderborn in besonderer Weise anknüpfen können. Während in Deutschland nur ca. 30 Prozent der Lehrkräfte – und damit im internationalen Vergleich eher wenige – angeben, das Unterrichten mit digitalen Medien bereits in der Lehrkräfteausbildung erlernt zu haben, zeigt sich, dass die junge Lehrkräftegeneration hier zu deutlich größeren Anteilen bereits in verschiedenen digitalisierungsbezogenen Bereichen Erfahrungen in der Lehrkräfteausbildung gesammelt hat. Nicht zuletzt im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrkräftebildung mit dem phasenübergreifenden Forschungsprojekt COMeIN („Communities of Practice NRW – für eine Innovative Lehrerbildung“) sowie mit den Folgeprojekten im Rahmen des großen, ebenfalls vom BMBF geförderten bundesweiten Vorhabens lernen:digital, an dem die Universität Paderborn mit verschiedenen Teilprojekten beteiligt ist, ist der hohe Stellenwert einer zeitgemäßen und innovativen Lehrkräfteausbildung an der Universität Paderborn in Forschung und Lehre nochmals ausgebaut worden.
wissenschaftliche Ansprechpartner: Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Leiterin der AG Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Paderborn, E-Mail:
PD Dr. Kerstin Drossel, Akademische Oberrätin in der AG Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Paderborn, Fon: + 49 5251 60-4321, E-Mail: