Andreas Werft, Unternehmensberater und Experte im Bereich City- u. Tourismusmanagement und Geschäftsführer von Vollblutconsulting International (VBC), erläuterte in einem Interview mit Herman Janzen von „Stadt heute“ seine innovativen Ansätze zur Leerstandsbekämpfung und Stadtentwicklung.
HJ: Herr Werft, Leerstand ist ein zentrales Thema in vielen Städten und Gemeinden. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung?
Andreas Werft (AW): Die größte Herausforderung ist die Herangehensweise. „Leerstandsmanagement“ klingt oft danach, als würden wir lediglich das Bestehende verwalten. Ich glaube fest daran, dass wir den Fokus auf aktive Leerstandsbekämpfung oder -verhinderung legen müssen. Es geht darum, Potenziale zu erkennen, kreative Lösungen zu entwickeln und Menschen zu mobilisieren. Das ist eine komplexe Aufgabe, die weit über das reine Verwalten hinausgeht.
AW: Mein Ansatz ist ein Netzwerkgedanke: Es beginnt mit einer Beauftragung durch die Stadt oder Gemeinde. Danach treten wir mit Bürgern, Vereinen, Organisationen und Ladenbetreibern in den Dialog, vernetzen sie untereinander und auch überregional. Unser Ziel ist es, Synergien zu schaffen und Projekte ins Leben zu rufen, die für alle Beteiligten einen Mehrwert bieten.
Wir blicken nicht nur auf den Leerstand selbst, sondern auch darauf, wie er sich im Gesamtbild der Stadt einfügt. Welche Geschichten erzählen die Gebäude? Welche wirtschaftlichen oder kulturellen Impulse könnten sie setzen? Gemeinsam entwickeln wir dann tragfähige Konzepte – sei es für Pop-up-Stores, kulturelle Veranstaltungen oder langfristige Ansiedlungen.
HJ: Das klingt nach einem ganzheitlichen Ansatz. Was unterscheidet Ihr Team von anderen?
AW: Zum einen die Bandbreite unserer Dienstleistungen. VBC hat Experten für Webdesign, Logoentwicklung, Eventplanung und Marketing an Bord. Das bedeutet, dass wir viele Leistungen intern abdecken können, was den Städten Kosten spart und die Kommunikation enorm erleichtert. Zum anderen ist es unser Engagement: Mein Beruf ist meine Berufung. Ich investiere Herz und Leidenschaft in jedes Projekt, das spüren die Menschen.
Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal ist auch, dass ich versuche, die Ausgaben durch Sponsoren und Partner teilweise auszugleichen. So wird unsere Zusammenarbeit für die Auftraggeber nicht nur effizient, sondern auch wirtschaftlich attraktiv.
AW: Ein gutes Beispiel ist unser Konzept „Travemünde spielend vermarkten“, das ich 2009 entwickelt habe. Dabei wurde Travemünde durch die Handball-Bundesligamannschaft der Damen überregional bekannt gemacht. Neben der sportlichen Attraktivität haben wir Unternehmen zu einem geschlossenen Werbeauftritt zusammengebracht, ein Maskottchen kreiert und die Gastmannschaften sowie Bürgermeister eingeladen, Botschafter für Travemünde zu werden.
Ein wichtiger Punkt ist auch, dass Werbung über die Stadtgrenzen hinausgeht. Innerhalb der Stadt kennen die Einwohner ihre Einkaufsangebote, aber außerhalb muss man aktiv auf sich aufmerksam machen. Das zieht nicht nur Kunden an, sondern weckt auch bei externen Ladenbetreibern Interesse, sich anzusiedeln. Dadurch wird die Stadt nachhaltig attraktiver.
HJ: Wo sehen Sie die Verantwortung der Städte und Gemeinden in diesem Prozess?
AW: Die Verantwortung liegt darin, den Mut zu haben, neue Wege zu gehen und Experten wie uns zu beauftragen. Leerstand ist oft ein Zeichen von Veränderung, und Veränderung erfordert Mut und Offenheit. Städte sollten erkennen, dass die Investition in ein professionelles Management langfristig Früchte trägt – sei es durch gesteigerte Attraktivität, Wirtschaftsförderung oder die Belebung der Innenstadt.
AW: Meine Vision ist es, aus Leerstand Lebensräume zu machen. Räume, die pulsieren – sei es durch Kultur, Wirtschaft oder gemeinschaftliches Engagement. Ich möchte, dass Städte ihre Identität wiederfinden und sich mit Stolz präsentieren können. Dafür braucht es Mut, Kreativität und vor allem Zusammenarbeit. Genau dabei unterstützen wir – das VBC-Team und ich – mit Leidenschaft und Erfahrung.