(openPR) Viele Menschen wünschen sich eine lustvolle Liebesbeziehung, in der sie sich und die Welt neu erleben. Gleichzeitig macht dieses Neue Angst und weckt das Bedürfnis nach Sicherheit und Selbstbestätigung. Mit der Schaffung virtueller Welten und der Fertigung von lebensechten Sexpuppen und humanoiden Robotern, die versprechen, uns jeden Wunsch zu erfüllen, scheint die Möglichkeit gegeben, dieses widersprüchliche Begehren zu stillen. Doch was ist damit gewonnen, und was geht verloren? Wie beeinflussen Technologie und Künstliche Intelligenz das Selbst(wert)gefühl in intimen Beziehungen?
Anhand zahlreicher Beispiele aus Literatur, Film, Kunst und gelebter Wirklichkeit zeigt der Vortrag, wie unterschiedlich Begehren und Beziehungen zwischen Menschen und Maschinen imaginiert und organisiert werden können. Auf der einen Seite wird für einen Umgang mit Technik plädiert, der diese nicht als funktionale Vervollkommnung, sondern als neue Spielart des Begehrens und als Trainingsfeld für herkömmliche zwischenmenschliche Beziehungen betrachtet. Auf der anderen Seite soll kritisch gefragt werden, was es für eine Gesellschaft bedeutet, zunehmend auf technologiegestützte Intimität zu setzen. Ist das die Welt, in der wir leben und lieben möchten?
SOPHIE WENNERSCHEID ist Professorin für Nordische Literatur an der Universität Kopenhagen. Durch ihre Forschung zieht sich die Frage nach der Kraft des Begehrens und den damit verbundenen Umbrüchen. In Das Begehren nach der Wunde (2008) geht sie der Dialektik von Angst und Begehren nach. Der Zukunft des Begehrens unter den Bedingungen des Technologischen widmet sie sich in Sex machina (2019). In ihrem aktuellen Projekt Living Well with Nonhuman Others verschiebt sie das Interesse von Mensch-Maschine-Beziehungen zum Verhältnis des Menschen zu Pflanzen und Tieren.
TEILNAHME & ANMELDUNG Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
VERANSTALTER Eine Veranstaltung des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) in Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität der Künste.
Über die Reihe „Wenn und Aber“: In der Reihe „Wenn und Aber. Philosophische Fragen zur Zeit“ diskutieren wir mit Gästen aus der Wissenschaft über zeitgenössische Debatten an der Schnittstelle von Philosophie, Kulturwissenschaft und Medientheorie. In Vorträgen, Roundtables und Workshops mit Studierenden wird so ein Denkraum eröffnet, der im weitesten Sinne die Frage stellt, wie es möglich ist, in einer unübersichtlichen Gegenwart den notwendigen Reflexions-Abstand zum Jetzt herzustellen.
Über das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI): Das Kulturwissenschaftliche Institut Essen (KWI) ist ein interdisziplinäres Forschungskolleg für Geistes- und Kulturwissenschaften in der Tradition internationaler Institutes for Advanced Study. Als interuniversitäres Kolleg der Ruhr-Universität Bochum, der Technischen Universität Dortmund und der Universität Duisburg-Essen arbeitet das Institut mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern seiner Trägerhochschulen und mit weiteren Partnern in NRW und im In- und Ausland zusammen. Innerhalb des Ruhrgebiets bietet das KWI einen Ort, an dem die Erträge ambitionierter kulturwissenschaftlicher Forschung auch mit Interessierten aus der Stadt und der Region geteilt und diskutiert werden. Derzeit stehen folgende Forschungsschwerpunkte im Mittelpunkt: Kulturwissenschaftliche Wissenschaftsforschung, Kultur- und Literatursoziologie, Wissenschaftskommunikation, Visual Literacy sowie ein „Lehr-Labor“. Fortgesetzt werden außerdem die Projekte im Forschungsbereich Kommunikationskultur sowie Einzelprojekte.