(openPR) Die Alexander von Humboldt (AvH)-Stiftung bewilligt eine Alexander von Humboldt-Professur für Cassandra Extavour an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), wie sie heute bekannt gab. Die schleswig-holsteinische Landesuniversität hatte Frau Extavour zuvor für den mit fünf Millionen Euro höchstdotierten Forschungspreis Deutschlands vorgeschlagen. Extavour, die zurzeit als Professorin für Evolutionsbiologie an der Harvard University in den USA tätig ist, hat mit ihren Arbeiten zentrale genetische, evolutionäre und entwicklungsbiologische Konzepte der Fortpflanzung neu definiert und damit Fortschritte in den modernen Lebenswissenschaften entscheidend mitgeprägt.
Die Kanadierin erhält nun die Möglichkeit, eine von jährlich nur zehn dieser höchstrangigen Positionen in Deutschland anzutreten und mit ihrem Wirken zur Weiterentwicklung der Spitzenforschung im Rahmen des neuen Centers for Translational Evolutionary Biology (CeTEB) an der CAU beizutragen. Die Humboldt-Professur wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.
„Die Förderzusage der Alexander von Humboldt-Stiftung ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Auszeichnungen in Deutschland und eine besondere Ehre: für die Kieler Universität und vor allem für Cassandra Extavour. Dazu spreche ich ihr meine herzlichen Glückwünsche aus“, betont Professor Eckhard Quandt, CAU-Vizepräsident für Forschung. „Für uns an der CAU bedeutet dies auch, dass die Lebenswissenschaften und insbesondere die Evolutionsforschung in Kiel auf dem richtigen Weg sind und sich bereits heute eine international einzigartige Stellung auf diesem Gebiet erarbeitet haben.“
„Über das Angebot einer Humboldt-Professur für die CAU sind wir besonders glücklich und gratulieren Cassandra Extavour sehr herzlich dazu. Die Entscheidung der AvH bestätigt uns in unseren Bestrebungen, den Spitzenrang der Kieler Evolutionsforschung weiter auszubauen. Die international anerkannte Kollegin könnte dazu mit ihren wegweisenden Arbeiten maßgeblich beitragen“, fügt CAU-Professor Hinrich Schulenburg, Leiter des Kiel Evolution Centers (KEC) und designierter CeTEB-Sprecher, hinzu.
Die Humboldt-Professur wird jährlich vergeben, um die strategische Berufung von internationalen und aktuell im Ausland tätigen Spitzenforschenden an deutsche Universitäten entscheidend zu unterstützen. Die CAU und Schleswig-Holstein insgesamt erhalten diese Auszeichnung zum ersten Mal. Die Berufung von Cassandra Extavour könnte ein Schlüsselelement für die langfristige strategische Forschungsausrichtung der CAU im Rahmen des Forschungsschwerpunkts Kiel Life Science (KLS) bilden.
Extavour könnte mit ihren Arbeiten perfekt die Weiterentwicklung des evolutionsbiologischen Hotspots in Kiel ergänzen. Weiterhin bedeutet ihre Berufung eine wichtige Unterstützung der CAU in zentralen strategischen Punkten: Dem Streben nach verstärkter Internationalisierung, der Vertiefung weltweiter Forschungsnetzwerke und nicht zuletzt im weiteren Engagement für Diversität und Chancengleichheit. Ein bedeutender Aspekt besteht zudem darin, dass Extavour eine enge Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie (MPI-EB) in Plön anstrebt und dort ebenfalls Forschungstätigkeiten übernehmen könnte – die traditionell fruchtbare Kooperation zwischen CAU und MPI-EB würde damit fundamental bereichert. Die aktuell von der AvH-Stiftung vorgeschlagenen Forschenden sollen 2025 ihre Arbeit in Deutschland aufnehmen und treten dazu nun in abschließende Verhandlungen mit den nominierenden Universitäten.
In den vergangenen Jahren hat sich Cassandra Extavour einen Namen gemacht mit ihren bahnbrechenden Arbeiten über die Evolution, Genetik und Entwicklung eines der wichtigsten Merkmale des Lebens: der Fortpflanzung. Ihre Ergebnisse zeigten zum Beispiel, dass die Art und Weise, wie einige der wissenschaftlich am intensivsten untersuchten Modellorganismen wie die Fruchtfliege oder der Fadenwurm, ihre Ei- und Samenzellen aufbauen, eher eine evolutionäre Ausnahme als die Regel ist. Sie entdeckte zudem, dass eines der auffälligsten Gene zur Kontrolle der Fortpflanzung bei Tieren ursprünglich aus Bakterien stammt und löste so die lange offene Frage über dessen Herkunft. Ihre Forschungen haben damit verschiedene langjährige Annahmen auf diesem Forschungsgebiet auf den Kopf gestellt. Insgesamt hat Extavour mit zahlreichen Beiträgen in der Evolutionsbiologie und Entwicklungsgenetik ein besseres Verständnis dafür erzielt, wie Tiere ihren Fortpflanzungserfolg sicherstellen und damit die lebenswissenschaftliche Forschung grundlegend vorangebracht.
Sie stammt aus Toronto, Kanada, und promovierte im Jahr 2000 am Severo Ochoa Zentrum für Molekularbiologie an der Autonomen Universität Madrid. Als Postdoktorandin arbeitete sie zunächst mit Michalis Averof am Institut für Molekularbiologie und Biotechnologie auf Kreta, Griechenland, und anschließend mit Michael Akam an der Universität von Cambridge, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Zoologie tätig war. Im Jahr 2007 gründete sie ihr unabhängiges Labor als Assistenzprofessorin in der Abteilung für Organismische und Evolutionsbiologie an der Harvard University, wo sie 2011 zur außerordentlichen und 2014 zur ordentlichen Professorin befördert wurde. Im Jahr 2021 wurde sie zum Howard Hughes Medical Institute Investigator ernannt und erhielt die Timken-Professur für Organismische und Evolutionsbiologie sowie für Molekular- und Zellbiologie in Harvard.
Die Alexander von Humboldt-Professur ist der höchstdotierte deutsche Wissenschaftspreis und wird ausschließlich an Spitzenforschende verliehen, die in ihrem Fachgebiet weltweit führend sowie im Ausland tätig sind. Die Humboldt-Professur wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Sie ermöglicht die Durchführung langfristiger zukunftsweisender Forschungen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen hierzulande und trägt zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandortes Deutschland nachhaltig bei. Seit 2008 werden dafür jedes Jahr bis zu zehn Humboldt-Professuren im Rahmen des Internationalen Forschungsfonds für Deutschland vergeben.
wissenschaftliche Ansprechpartner: Prof. Hinrich Schulenburg Sprecher Kiel Evolution Center (KEC), CAU: Tel.: 0431-880-4141 E-Mail: