(openPR) Klaus Peter Jochums wissenschaftliche Karriere begann vor über 50 Jahren mit der Analyse von Meteoriten und Mondproben. Im Laufe der Jahre entwickelte sich sein Forschungsgebiet weiter: von der Geochemie des Erdmantels und der Biogeochemie hin zur Paläoklimaforschung. In den letzten Jahren lag sein Schwerpunkt auf Fragen des regionalen und globalen Klimas. Er analysierte Proben von sogenannten Klimaarchiven wie Stalagmiten, Korallen, Glasschwämmen aus der Tiefsee, Foraminiferen und winzigen Ostrakoden aus Seesedimenten auf Spurenelemente und Isotopen, um daraus Informationen über vergangene Umweltbedingungen wie Klima, Vegetation, Landschaft und den Einfluss menschlicher Aktivitäten abzuleiten.
Klaus Peter Jochums besonderes Engagement galt der Entwicklung und Verbesserung analytischer Methoden zur Charakterisierung von Probenmaterial. Für seine besondere Leistung in der geoanalytischen Wissenschaft wurde er im September 2021 von der International Association of Geoanalysts (IAG) mit dem Honorary Fellowship ausgezeichnet.
Er leitete am MPI für Chemie die Gruppe „Paläoklimaforschung“ in der Abteilung Klimageochemie. Während dieser Zeit entwickelte er mit Kolleginnen und Kollegen verschiedene geoanalytische Verfahren, wie die Multi-Element-Isotopenverdünnungsanalyse unter Verwendung der Spark Source Mass Spectrometry (SSMS) sowie die Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS). In der Abteilung etablierte er das single-shot Verfahren mit Femtosekunden-Laserablationsmassenspektrometrie (fs-LA-ICPMS).
Zudem entstanden unter Klaus Peter Jochums Leitung die heute international verwendeten und seit 2000 zertifizierten MPI-DING Referenzgläser, um die Richtigkeit der Analysenergebnisse zu verbessern. Nach der Etablierung der Mikro- und Nanospurenelementanalyse von Festkörpern hatte Jochum erkannt, dass die bis dahin verwendeten Referenzmaterialien für geologische und umweltrelevante Forschungen nicht mehr ausreichten, da es wenige nach ISO-Richtlinien zertifizierte homogene Proben gab. Seine MPI-DING-Referenzgläser schlossen diese Lücke und sind bis heute einzigartig und öffentlich zugängig.
Klaus Peter Jochum ist darüber hinaus der Gründungvater einer einmaligen Datenbank für geochemische Referenzproben – der sogenannten GeoReM (Geological and Environmental Reference Materials). Die Datenbank ist im Internet frei zugänglich. Sie enthält die veröffentlichten Daten von nahezu allen Referenzmaterialien unterschiedlichster Beschaffenheit und Eigenschaften, die für eine zuverlässige Analytik in der Geo- und Umweltforschung wichtig sind.
Neben all diesen wissenschaftlichen Herausforderungen in seiner langen Karriere am Max-Planck-Institut für Chemie engagierte sich Klaus Peter Jochum fortwährend für die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Viele Doktoranden, Postdocs, Diplomanden und Masterstudenten aber auch Praktikanten und GirlsDay-Teilnehmerinnen sowie „Jugend forscht“-Preisträger hat er in seinem Labor und Team willkommen geheißen und ausgebildet. Seine lebensfrohe Art wird den Kolleginnen und Kollegen sehr fehlen.
„Klaus Peter wird uns lange in Erinnerung bleiben und vermisst werden. Seine freundliche und väterliche Art und seine analytische und wissenschaftliche Brillanz machten ihn zu einem herausragenden Kollegen an unserem Institut – und zu einem lieben Freund,“ sagt Gerald Haug, Direktor der Abteilung Klimageochemie und Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
wissenschaftliche Ansprechpartner: Dr. Susanne Benner, Tel. 06131 305 3000; E-Mail: