Das Meer spielt für die Insulaner eine zentrale Rolle, ist es doch allgegenwärtig. „Egal, in welche Himmelsrichtung Du Deinen Wagen steuerst, spätestens nach zehn Minuten siehst Du die See“, bringt Gäste-Guide Trudie von Jersey Walk Adventures die überschaubare Größe des Eilandes auf den Punkt. Knapp 120 Quadratkilometer sind so viel nicht, auch wenn die Insel bei Ebbe dank eines extremen Tidenhubs ihre Landmasse nahezu verdoppelt.
So ist es dann auch wenig verwunderlich, dass das Meer für viele Einheimische der Anziehungspunkt schlechthin ist. Selbst zu Zeiten, in denen die Wellen höher und die Temperaturen niedriger als im Sommer sind, treibt es sie ins Wasser. Das hat zwar, dem Golfstrom sei Dank, auch im Winter zumeist eine Temperatur im zweistelligen Celsius-Bereich, doch sind auch 10 oder 11 Grad nichts für Warmduscher.
Letztere finden sich hier allerdings selten, wenngleich eine Reihe der Morgenschwimmer inzwischen dem Reiz isolierender Neoprenanzüge erlegen sind. Aber auch mit Gummihaut bleibt genug Platz für „goose bumps“ (Gänsehaut).
Beim traditionellen Neujahrsschwimmen sind indes wärmeregulierende Hilfen verpönt. Da heißt es tief durchatmen und rein. Das habe etwas Magisches, schärfe die Sinne und kläre den Geist, so das Credo der Teilnehmer, die sich am kommenden ersten Tag des Jahres wieder in großer Zahl in verschiedenen Buchten treffen werden.
Beispielsweise am St Catherine’s Slip, einem großen Bootsanleger im Nordosten der Insel. Hier stürzen sich ab 11 Uhr Mitglieder und Freunde des Jersey Long Distance Swimming Cub in die frische See.
Für viele der Teilnehmer ist es wie ein Neuanfang – fast wie ein Reset für Körper und Seele. Außerdem gebe es kaum ein besseres Gefühl, als mit einem breiten Grinsen aus dem Wasser zu steigen und mit Mitschwimmern die Hände zu schütteln. Welch ein Start ins neue Jahr!