„Seit wir als Trauredner angefangen haben, hat sich im Bereich der freien Trauungen vieles verändert“, erzählt Markus Schäfler. „Damals waren freie Trauungen noch etwas ganz Neues, und die wenigsten konnten mit diesem Begriff überhaupt etwas anfangen. Die einzigen, die freie Trauungen angeboten haben, waren Theologen, die aus verschiedensten Gründen aus dem Kirchendienst ausgeschieden waren. Sie boten Zeremonien an für Menschen, die nicht kirchlich heiraten konnten oder wollten, sich aber dennoch eine schöne Zeremonie wünschten, die über das Standesamt hinausgeht.“
Die Nachfrage wuchs! Nach und nach entdeckten immer mehr Quereinsteiger den Beruf des Trauredners für sich, die keine Theologen waren und auch sonst keine einschlägige Ausbildung hatten.
Da gab es ehemalige Bürgermeister und Standesbeamte, die ihre Trauungen als eine Art lockere standesamtliche Trauung feierten und bei deren Zeremonien vor allem die rituelle Ehekonsenserfragung im Mittelpunkt stand. Da gab es Hochzeitssängerinnen, die mit dem Angebot der freien Trauung ihr Portfolio erweiterten und in den Trauungen gleich selbst sangen.
Innerhalb weniger Jahre entstand ein großer Markt für freie Trauungen mit vielen unterschiedlichen Anbietern, die nun meist einen ganz anderen Ansatz als die ursprünglichen Theologen verfolgten: Freie Trauungen bekamen immer mehr einen Eventcharakter. Es ging darum, den Hochzeitsgästen eine Unterhaltung zu bieten. Daher trat bei vielen Traurednern die Kennenlerngeschichte des Paares in den Vordergrund, die sie den Gästen erzählten. Die gemeinsame Zukunft des Paares kam in den Traureden kaum noch vor, sondern die Trauungen wurden zu einer Art „Happy End“, weil die Liebesgeschichte des Paares, die die Trauredner erzählten, mit der Hochzeit ihren Höhepunkt fand.
„Wenn man daher heute von einer freien Trauung spricht, ist nicht unbedingt klar, was damit gemeint ist. Da hat jeder andere Vorstellungen, je nachdem, wie man selber eine freie Trauung erlebt hat“, erklärt Silvia Schäfler. In ihrer Arbeit als Trauredner wurde es für die Schäflers immer wichtiger, die Vorstellungen der Paare im Vorfeld abzuklären. „Ganz oft haben Paare bei uns angefragt, deren Vorstellungen nicht mit unserem Verständnis von freien Trauungen übereingestimmt haben“, erzählt Markus Schäfler. „Sie suchten vor allem einen Entertainer, der ihre Kennenlerngeschichte erzählt. Es wurde uns immer mehr bewusst, wie wichtig es für Paare ist, nicht nur einen Trauredner zu finden, sondern den passenden, und ob ein Redner wirklich passt, kann man auf der jeweiligen Homepage nicht ohne weiteres erkennen. Inzwischen ist auch das Angebot riesig. Da fühlen sich Paare auch ganz oft überfordert, hunderte von Seiten durchzuschauen.“
„Im Grunde genommen funktioniert es wie ein Datingportal“, erläutert Silvia Schäfler. Das Brautpaar kann bis zu 61 Kriterien angeben, die ihm für seinen Trauredner wichtig sind. Dabei werden sowohl Aspekte wie die Gestaltung der Trauung, die Ausbildung des Redners, das grundsätzliche Verständnis der Trauung und die Persönlichkeit des Redners einbezogen. Ein mathematischer Algorithmus vergleicht dann die Kriterien des Paares mit den Daten aller in der Datenbank registrierten Trauredner und findet unter all diesen Rednern die drei, die am besten mit den Wünschen des Paares übereinstimmen. So finden Paare und Redner zusammen, die sich sonst womöglich nie gefunden hätten. Dabei wird sogar die Verfügbarkeit der Redner überprüft, damit das Paar keine Redner empfohlen bekommt, die an ihrem Hochzeitstag bereits belegt sind. Und wie bei Datingportalen heißt es am Ende: It’s a match!